Tauziehen um Zahnarztstelle

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Seit Jahren bemüht sich Reichenthal – mit den Nachbargemeinden Hirschbach und Waldburg – um eine Zahnarztstelle in der Region. Doch sowohl von der Gebietskrankenkasse als auch von der Zahnärztekammer kommt weiterhin ein Nein.

2003 haben die Gemeinden Reichenthal, Waldburg und Hirschbach das erste Mal den Beschluss gefasst, den Antrag auf eine eigene Zahnarztstelle mit Kassenvertrag zu stellen, sagt Reichenthals Bürgermeister Karl Jaksch (ÖVP): „Es ist immer auch so besprochen worden, dass es sehr viele Menschen gibt, die Terminprobleme bei Zahnärzten haben.“

Anonyme Terminanfrage an acht Vertragszahnärzte

Besonders brisant wurde die Situation, als ein Zahnarzt aus der Region einigen Patienten per Brief mitteilen musste, dass er sie aufgrund des enormen Andrangs in seiner Praxis nicht mehr behandeln könne. Die Gebietskrankenkasse hat daher diese Woche, nach Recherchen des ORF Oberösterreich, im 20 Kilometerumkreis rund um Reichenthal eine anonyme Terminanfrage an die acht Vertrags-Zahnärzte gestellt.

Das Ergebnis: Es gibt zum Teil sehr lange Wartezeiten, aber, so sagt Ressortdirektor Franz Kiesl von der Gebietskrankenkasse: „Wir haben festgestellt, dass man innerhalb von 14 Tagen bei drei Zahnärzten in der Umgebung einen Termin bekommt. Aus derzeitiger Sicht ist von uns da keine Stelle geplant.“

3.000 zu versorgende Patienten benötigt

Und auch die Vertreter der Zahnärzte sehen keinen Bedarf für eine zusätzliche Kassenstelle. Denn die brauche zumindest 3.000 zu versorgende Patienten, sagt der Vizepräsident der Zahnärztekammer, Hans Schrangl: „Eine Zahnarztordination bedarf einer gewissen Investition von rund 350.000 bis 400.000 Euro. Das heißt, es muss für einen Zahnarzt auch die Gewähr gegeben sein, ausreichend Patienten vor Ort betreuen zu können.“

Interessent aus Tschechien wäre vorhanden

Bürgermeister Jaksch kontert: es würden ja 4.500 Menschen in den 3 Gemeinden leben. Und: Es gibt sogar einen konkreten Interessenten, einen tschechischen Zahnarzt, der früher schon im Mühlviertel gearbeitet hat und der gerne nach Reichenthal ziehen würde: Er könnte sich das sehr gut vorstellen, in unserer Region und vor allem in Reichenthal als Zahnarzt zu beginnen. Nur möchte er natürlich schon, dass das auch von der Gebietskrankenkasse genehmigt wird.

„Werden uns weiter bemühen“

Der Interessent wäre also da, dazu die passenden Räumlichkeiten und die 4.500 Einwohner in den drei Gemeinden. Aufgeben will man daher in der Region um Reichenthal nicht, so Jaksch: „Wir werden uns sicher weiter bemühen und auch wieder einmal eine Sitzung unserer Sanitätsgemeinschaft machen.“

Gesprächsbereitschaft signalisiert

Kammer und Krankenkasse signalisieren zumindest Gesprächsbereitschaft, wenn gewisse Bedingungen erfüllt sind. Denn man sei ohnehin dabei, von den Ballungszentren Vertragsstellen aufs Land zu verlegen, sagt Ressortchef Franz Kiesl: „Das heißt, wir schichten auch um, aus Ballungsräumen prinzipiell hinaus in die Landgebiete. Das ist ein laufender Prozess, den wir auch fortsetzen werden.“

Und Zahnarzt Hans Schrangl sagt: „Wenn also große Neubauprojekte oder irgendwelche Umstände dafür sprechen, dass man dort agieren muss, dann werden wir das sicher tun.“ Vorerst aber heißt es warten für die Region, trotz der 4.500 Menschen dortu und trotz des Interessenten aus Tschechien.

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