Zahnarzt-Helfer: Zeugen Jehovas, Stasi, Demonstranten…. ?

by

auch ein netter Text aus der Praxis von Gerhard Will, nicht ganz unbekannt in der Szene – über seine „Zahnarzt-Helfer mit Lotsen-Funktion“ auf der Strasse. lol, da muss ich mir gerade einen Kommentar verkneifen…

Sie wurden schon für so ziemlich alles gehalten: Zeugen Jehovas, Stasi, Demonstranten. .. Dabei machen Sandra Homann (21) und Sebastian Gaube (26) nichts anderes, als Patienten den Weg in die zahnärztliche Gemeinschaftspraxis Lünen zu zeigen – freundlich, offen, hilfsbereit. An den beiden Studierenden in ihren dicken weißen Jacken erinnert so gar nichts an die Staatssicherheit der DDR. Ebensowenig halten sie einen „Wachtturm“ in Händen, Transparente fehlen ebenfalls. Wie einige Passanten in der Langen Straße dazu kommen, die beiden mit Demonstranten zu verwechseln, ist unklar. „Aber das ist nicht das einzige, was uns bislang passiert ist“, sagt Homann. Seit Oktober zeigt sie Patienten den Weg auf die Rückseite des Gebäudes mit der Hausnummer 3 bis 5. Notwendig gemacht hat diesen Service der Umbau des Hauses, durch den der Eingang zur Zahnarztpraxis vorübergehend verlegt wurde. „Da es ein umständlicher Weg ist und sich gerade ältere Menschen in der Dunkelheit unwohl fühlen könnten, habe ich den Begleitdienst eingerichtet“, erklärt Dr. Gerhard Will.Die angehende Sozialarbeiterin und der Jurastudent mögen ihren Job. Für einige Passanten wurden sie im Laufe der Monate zu Ansprechpartnern. „Der Jupp kommt immer dienstags und freitags, die Holländerin kommt jeden Tag vorbei“, weiß Gaube.

Doch es sind diejenigen, die eben nicht jeden Tag kommen, die den Job zum Erlebnis werden lassen: „Manche Menschen erzählen uns drei Stunden lang ihre Lebensgeschichte“, berichtet Gaube, „sie zeigen uns Fotos von ihren Familien und ihren Häusern.“ Sogar Bilder aus dem Krieg seien dabei gewesen.

Wieder andere blieben bei den jungen Menschen stehen, einfach nur, um kurz zu plaudern. So wie die ältere Dame, die täglich vorbeischaut, um den beiden einen schönen Tag zu wünschen. „Eine Frau hat sich mal ganz furchtbar vor Sebastian erschrocken“, berichtet Homann, „weil sie ihn für eine Schaufensterpuppe gehalten hat.“

Kontakte zu den Budenbesitzern und Händlern haben die beiden geknüpft: „Wir bekommen schon mal Kaffee und Kekse oder eine Tüte Mandeln zugesteckt.“ Zu den Patienten haben die beiden ein gutes Verhältnis: „Die Menschen freuen sich, wenn wir sie begleiten und noch ein bisschen mit ihnen reden“, weiß Homann.

Zwei Patienten werden dem Duo besonders in Erinnerung bleiben: „Eine Frau hat in der Langen Straße geparkt und mich gefragt, ob sie dort stehenbleiben könne“, berichtet Sebastian. Nach dem Hinweis, dass sie in der Fußgängerzone und mitten im Weihnachtsmarkt stünde, geleitete der 26-Jährige die Dame samt Auto zum nächsten Parkplatz. „Mit einem anderen Patienten mussten wir richtig rennen“, berichtet Sandra: Er musste in einer Stunde seinen Flieger nehmen und hatte urplötzlich Zahnschmerzen bekommen. (derwesten)

Hinterlasse einen Kommentar