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Goldmünzen zu Zahnfüllungen verarbeitet

April 7, 2008

Exponatenreiche Ausstellung „5000 Jahre Gold in Norddeutschland“ im Museum Schloss Salder eröffnet – so newsklick

Liebe und Tod, Macht und Reichtum – Gold spiegelt Eitelkeiten und Kulturgeschichte der Menschen wider. Seine Anziehungskraft ist ungebrochen. Um einen Blick auf das Edelmetall zu erhaschen, drängen sich Sonntagvormittag rund 200 Besucher zur Ausstellungseröffnung im Kuhstall des Museums Schloss Salder.

„Geltung – Glanz – Glamour“ lautet der Titel der Schau „5000 Jahre Gold in Norddeutschland“. Rund hundert Fundstücke können die Besucher bestaunen und dazu Goldverarbeitung kennen lernen. Jörg Leuschner, Leiter des städtischen Fachdienstes Kultur, versetzt die Gäste immer wieder mit dem Hinweis auf einen Armring ins Staunen.

Der Schmuck glänzt. Er ist schlicht und schön. Die beiden Enden des Goldrings überlappen. Das Erstaunliche: Der Armreif von Himmelpforten ist rund 5000 Jahre alt. Er ist der älteste Goldfund in Niedersachsen und eindrucksvoller Beleg dafür, dass Gold die Zeit überdauert. Experten haben den Fund aus dem Landkreis Stade auf etwa 2600 vor Christus datiert.

Professor Rainer-Maria Weiss, Direktor des Helms-Museums in Hamburg-Harburg, gibt launige Einblicke in die Entstehung der Ausstellung. Er verrät im Plauderton, dass Gold auch für Museumsleiter stets einen besonderen Reiz habe. „Gold zeigt man.“ Deshalb danke er seinen Kollegen aus Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Hamburg und Bremen für die Leihgaben.

Lockenspiralen (1600 vor Christus) für kunst- und wertvolle Frisuren, Münzen (400 nach Christus) oder fein beschlagene Trinkgefäße (1300 vor Christus) – jeder Goldfund habe mindestens zwei Geschichten, sagt Weiss. Eine Erzählung handele von der Entstehung bis zur Vergrabung, die zweite vom Fund bis zur aktuellen Ausstellung. „Wir versuchen, dem einzelnen Objekt ein Höchstmaß an Informationen abzuringen.“

Manche Goldmünze sei für Museen verloren gegangen, bedauert Weiss. In früheren Jahrhunderten seien Finder oft zum Zahnarzt gegangen, um ihren Fund schätzen zu lassen. Weiss: „Der kannte sich mit Gold aus, hat es günstig gekauft und dann zu Zahnfüllungen verarbeitet.“ Denn der Nachteil bei Gold sei, dass es jeder Finder sofort erkenne.

Hans-Jürgen Wiegleb, Präsident des Zentralverbands der deutschen Goldschmiede, Silberschmiede und Juweliere, stellt die Begleitausstellung vor, in der Goldschmiede aktuelle Arbeiten zeigen. Bürgermeister Hermann Eppers eröffnet die Schau anlässlich des 400-jährigen Bestehens des Schlosses Salder.